Roth, Joseph – Der Vorzugsschüler

Die Schulpausen sind für Anton Wanzl unerträglich. Er steht abseits und wartet darauf, dass es endlich mit dem Unterricht weitergeht. Schließlich möchte er etwas lernen und weiterkommen im Leben. Zunächst einmal ist der Aufseherjob für ihn das Ziel. Auf andere Schüler aufpassen und Macht ausüben, das gefällt ihm gut. Er verrät die Schandtaten des bisherigen Aufsehers seinem Lehrer und erhält prompt den von ihm gewünschten Posten. Nach dem erfolgreichen Abitur geht es im Studium ähnlich weiter. Getrieben vom Ehrgeiz und frei von Skrupeln macht er sich schon bald einen Namen. Bei den Professoren ist der eifrige Nicker beliebt, während seine Kommilitonen ihm seine Herrschsucht und Überkorrektheit übelnehmen. Er begegnet Mizzi Scharnagl und die Beiden werden ein Paar. Die junge Frau blickt zu ihm auf, was seinem Ego schmeichelt. Doch schon bald wird sie abserviert. Lavinia Kreitmeyr hat es ihm angetan. Nicht zuletzt wegen ihres mächtigen Vaters, Hofrat Kreitmeyr. Sie heiraten und leben in trauter Zweisamkeit. Sein Literaturstudium hat er mit Bravour bestanden und arbeitet bald als Lehrer. Einzig sein greiser Vorgesetzter, der Schuldirektor, stört das Idyll. Denn Anton gehört an die Spitze, so ist sein Selbstverständnis. Er redet in den besseren Kreis schlecht über seinen Chef. Eines Tages erhält der Direktor einen amtlichen Brief. Er öffnet den Umschlag und sein Gesichtsausdruck ändert sich schlagartig.

Roth behandelt in diesem Frühwerk, ähnlich wie in seine berühmten Romanen, die Themen Entfremdung und Einsamkeit. Anton ist von seinen Mitmenschen entfremdet. Er funktioniert nach außen perfekt, während er innerlich zu keinen wirklichen menschlichen Gefühlen fähig ist.

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