Böll, Heinrich – Unberechenbare Gäste

Bürsten, Seifen, Rasierklingen und Schnürsenkel stapeln sich im Haus. Sie leisten den Hunden, Kaninchen, Küken und Schildkröten Gesellschaft.
Auch Versicherungs- und Kaufverträge liegen überall herum. Meine Frau hilft gern, keinen Vertreter weist sie ab und jedes Tier findet bei uns Unterschlupf. Mein Magen knurrt, die Kinder nörgeln und wir haben kein Geld mehr. Also geh ich los und verkaufe unsere Bürsten und das sonstige Zeug. Es läuft gut, die Leute kaufen meine Sachen. Ich bin ein guter Vertreter. Abends falle ich müde ins Bett. Doch da wackelt plötzlich das ganze Haus. Ich springe auf und gerate in Panik. Doch meine kleine Tochter bleibt ruhig: „Das ist nur Wollo.“ „Wer ist Wollo?“, frage ich zurück. „Das ist nur der liebe Elefant im Keller.“
Böll erweist sich als Meister der kurzen Form. Die heiteren Erzählungen gewähren Einblicke in die bundesdeutsche Nachkriegsgesellschaft. Unberechenbare Gäste sorgen für Chaos. Mein Onkel Fred steigt zum Kapitalisten auf. Der Lacher lacht nur beruflich. Und der junge König arbeitet lieber im Zirkus, als zu herrschen.

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