Brecht, Bertolt – Kalendergeschichten

Der Augsburger Kreidekreis
Die junge katholische Magd arbeitet bei der Schweizer Protestantenfamilie Zingli. Als der Dreißigjährige Krieg ausbricht, müssen die Schweizer kurzfristig aus Augsburg fliehen. Ihr Kind bleibt allein zurück. Die hilfsbereite Magd Anna nimmt  das Baby an sich und zieht es groß. Allerdings gibt es wegen des fehlenden Vaters schon bald Gerede im Dorf. Da wird eine Hochzeit zwischen Anna und dem im Sterben liegenden Bauern Otterer arrangiert. Wider Erwarten stirbt der Bauer nicht und fordert das Sakrament der Ehe ein. Die Magd lebt fortan mit Otterle zusammen und das Kind entwickelt sich prächtig. Nach Beruhigung der politischen Lage taucht dann allerdings die Mutter des Babys, Frau Zingli, auf und fordert ihr Kind zurück. Anna ist entsetzt und fürchtet ihren Jungen zu verlieren. Richter Dollinger macht schließlich einen Test und spricht ein salomonisches Urteil.

Das Experiment
Der Philosoph Francis Bacon geht in Rente und forscht fortan zu seinem Privatvergnügen. Jahrelang hat er über Menschen geurteilt und diese haben seine Urteile bewertet. Ein junger Mann unterstützt ihn nun bei seinen Experimenten. Bacon lehrt dem Jungen die Werturteile gut und schlecht mit Bedacht zu verwenden. Dann überfährt Bacons Kutsche ein Huhn, das tot im Schnee liegt. Der Alte geht zu dem toten Tier und stopft es mit Schnee aus. Der Junge soll es für ihn aufbewahren und beobachten. Tage später ist das halb gefrorene Huhn noch appetitlich anzusehen. Bacon dagegen geht es sehr schlecht, der winterliche Gang zum Huhn war zu viel für seine Kräfte und er stirbt. Was tun mit dem Huhn, fragt sich der junge Mann.

Der Mantel des Ketzers
Giordano Bruno wird aufgrund seiner ketzerische Ansichten verhaftet. Jetzt sitzt er in den römischen Kerkern und wartet auf seine Anklage. Die Schneiderfamilie Zinto wartet allerdings auf ihr Geld, das Bruno ihnen noch für einen Mantel schuldet und aus dem Gefängnis nicht bezahlen kann. Da packt Fraun Zinto die Wut und sie verlangt nach einem Termin bei Bruno. Sie wird ihm zwar keine Gotteslästerung, aber das Nichtbezahlen des 32 Skudi teuren Mantels vor. Sie ignoriert die befremdeten Blicke der Gefängniswärter und trägt selbstbewusst ihr Anliegen vor.

Die unwürdige Greisin
Großmutter arbeitet ihr Leben lang hart, schließlich muss sie 5 Kinder versorgen. Als der Großvater stirbt weigert sie sich das Haus zu verkaufen. Die Kinder drängen sie zum Verkauf, doch Oma bleibt hart. Auch ansonsten zeigt sie ein merkwürdiges Verhalten, sie geht ins Kino und treibt sich in fragwürdigen Gegenden rum. Sie verbringt viel Zeit mit einem Flickschuster und einer seltsamen Kellnerin. Die Kinder  sind misstrauisch. Was ist nur mit der unwürdigen Greisin los?

Brecht schreibt wundervoll pointierte und lehrreiche Geschichten. Das Buch ist ein wahrer Fundus an schönen Erzählungen.

Andere Rezensionen aus dieser Kategorie: