Keller, Gottfried – Kleider machen Leute

Wenzel Strapinski ist ein armer Schneider, seine Hände sind zerstochen und seine Taschen immer leer. Er trägt allerdings seit jeher einen feinen Mantel. Eines Tages ist er wieder auf Wanderschaft und bittet einen Kutscher ihn mitzunehmen. Der Kutscher willigt ein und der arme Strapinksi fährt in der prächtig verzierten Kutsche weiter. Sie kommen zu einem Gasthof, wo der Schneider mit dem schönen Mantel aus der prächtigen Kutsche steigt. Prompt halten ihn der Wirt, seine Angestellten und die Gäste für einen Edelmann. Sie bewirten ihn königlich. Der Schneider möchte zuerst seine Armut gestehen und die Verwechslung aufklären, doch es schmeckt ihm zu gut. So schlägt er tüchtig zu, isst die besten Speisen und trinkt die feinsten Weine. Stellt er sich beim Fischessen ungeschickt an, sagen die Menschen, was für ein feiner Herr, wie langsam er speist. Redet er kaum, heißt es, ein wahrer Gentleman, der nicht zuviel quatscht. Der Kutscher hat den Schalk im Nacken und erzählt, dass der arme Schneider Graf Strapinski, ein polnischer Adliger sei. Strapinski ist in der besseren Gesellschaft angekommen und lernt Nettchen, die hübsche Tochter eines angesehenen Bürgers kennen und lieben. Wenig später heiraten die beiden, doch auf der prächtigen Hochzeitsfeier gibt es eine Überraschung: Sein ehemaliger Meister erscheint und klärt die Gäste über den Schwindel auf.

Keller beschreibt meisterhaft die Oberflächlichkeit der Gesellschaft. Nicht die Persönlichkeit des einzelnen, sondern die gesellschaftliche Stellung steht im Vordergrund. Egal wie dumm sich der Schneider anstellt, solange er für einen Adligen gehalten wird, ist alles gut.

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