Siepen, Stefan aus dem – Das Seil

Seit ewigen Zeiten verläuft das Leben im Dorf in geregelten Bahnen und die Jahreszeiten bestimmen den Tagesablauf der dort ansässigen Bauern. Plötzlich findet der Dorfbewohner Bernhardt ein Seilende, das aus dem Wald in das Dorf hineinragt. Das Seil weckt sofort die Neugier der Bauern und sie fragen sich, woher es kommt und was es für eine Bedeutung hat. Das Leben im Dorf gerät aus den Fugen, weil sich die Gedanken der Dorfbewohner plötzlich nur noch um das geheimnisvolle Seil drehen. Schließlich machen sich drei Dorfbewohner auf den Weg, um dem Seilverlauf durch den Wald zu folgen und das Rätsel zu lösen. Diese Expedition muss allerdings nach einigen Stunden abgebrochen werden, weil sich einer der ihren, Michael, schwer verletzt hat und ins Dorf zurückgebracht werden muss. Doch sie geben nicht auf und schließlich wird der Beschluss gefasst, dass alle männlichen und erwachsenen Bewohner bis auf einen, der zur Sicherheit dableiben soll, gemeinsam losziehen, um das Geheimnis des Seils zu lüften. Die Männer brechen auf und lassen ihre Frauen und Kinder zurück. Sie folgen fortan dem Seil. Der Wald wird immer tiefer und unübersichtlicher und nach einigen Tagen ist der Seilanfang noch nicht in Sicht. Zwei aus ihrer Gruppe, Bernhardt und Alfred, kehren schließlich um, um ins Dorf zurückzugehen. Doch auch sie kommen nicht weit. Bernhardt stürzt schwer und verblutet und Alfred erleidet einen Herzinfarkt, sodass beide niemals im Dorf ankommen. Bei den Frauen im Dorf schwindet die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr ihrer Männer und sie werden immer trauriger und angespannter. Die Männer im Wald bekommen nun Begleitung, ein Wolfsrudel verfolgt sie und das markerschütternde Geheul der Tiere wird zu ihrem ständigen Begleiter.

Die Sprache der Erzählung ist knapp und formschön. Die poetischen Landschaftsbeschreibungen korrespondieren mit der dramatischen Handlung. Das Leben der Dorfbewohner wird durch eine kleine Begebenheit für immer verändert und der Wunsch ein Geheimnis zu ergründen wird stärker als jede Vernunft. Eine spannende Geschichte, die zum Nachdenken anregt.

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