McEwan, Ian – Kindeswohl

Die fast 60-jährige Familienrichterin Fiona May setzt ihren Mann vor die Tür. Der Gatte beschäftigt sich zu intensiv mit einer jungen Kollegin. Auch beruflich steht eine komplizierte Entscheidung an. Der noch nicht volljährige leukämiekranke Adam verweigert aus religiösen Gründen eine lebensnotwendige Bluttransfusion. Fiona steht vor der Frage, ob sie ihn gegen seinen Willen gerichtlich dazu zwingen kann, die Transfusion durchführen zu lassen. Die Sozialarbeiterin und die Krankenschwestern sind von dem jungen Mann beeindruckt und Fiona beschließt, Adam vor ihrer Urteilsfindung kennenzulernen.  Fiona und Adam verstehen sich gut und unterhalten sich über Gedichte. Doch der Adam beharrt auf seiner Weigerung. Fiona entscheidet, dass das Kindeswohl über allem steht, die Bluttransfusion wird durchgeführt. Adam überlebt. Er wendet sich von seiner Religionsgemeinschaft ab und schreibt einen dankbaren Brief an Fiona. Fiona antwortet nicht. Sie arbeitet viel und die angespannte private Situation belastet sie. Dann steht bei einer Veranstaltung Adam plötzlich vor ihr: Er plant, bei ihr einzuziehen.

Das spannende Buch überzeugt durch seine Prägnanz und seine realistischen Schilderungen des Richteralltags. McEwan beschreibt die Stimmungen meisterhaft und lässt den Leser über mehrere Seiten hinweg weniger wissen als die Romanfiguren.

Andere Rezensionen aus dieser Kategorie: