Garcia Marquez, Gabriel – Der Oberst hat niemand, der ihm schreibt

Jeden Tag blickt der Oberst sehnsüchtig auf die Postschiffe. Sein Blick bleibt auf dem Postboten ruhen, der anschließend aussteigt und die Briefe sortiert. Doch der für ihn entscheidende Brief ist nie dabei. „Der Oberst hat niemand, der ihm schreibt“, sagt dann sein Freund. Der alte Oberst lebt mit seiner Frau in bitterer Armut in einem südamerikanischen Bergdorf und wartet auf die ihm vor vielen Jahren versprochene Rente, die per Brief bestätigt werden soll. Er gehörte einst zu den Rebellen und ihm wurde von der Regierung als Gegenleistung für seine Kapitulation eine Rente zugesichert. Doch der erhoffte Geldsegen bleibt aus. Fast alle Gegenstände hat er bereits verkauft, um überleben zu können und gesundheitlich ist er schwer angeschlagen. Sein Sohn ist beim Verteilen illegaler Flugblätter erschossen worden. Das einzige Andenken ist der Kampfhahn, mit dem der Sohn an Hahnenkämpfen teilgenommen hat. Er wird gehegt und gepflegt, um das Gedenken an den Sohn aufrechtzuerhalten, und um bei den nächsten Hahnenkämpfen mit ihm Geld verdienen zu können. Es wird immer schwerer den Hahn zu ernähren, weil der Oberst und seine Frau selbst nicht genug zu essen haben. Eines Tages bringen die Freunde seines Sohnes den Hahn zu einem Probekampf, der Oberst kommt zufällig vorbei und sieht, wie gut sich sein Hahn schlägt. Voller Stolz nimmt er den Hahn in die Hand und spürt das Leben, das in dem stolzen Tier steckt. Der bitterarme, kranke, alte Mann geht mit dem Hahn nach Hause und spürt die Anerkennung der Dorfbewohner, da kommt ein fast vergessenes Gefühl in ihm hoch: Hoffnung.

Ein sehr leidenschaftlich und dramatisch geschriebenes Buch. Die Lebensumstände des alten Mannes werden drastisch und unbarmherzig geschildert. Die Sprache ist knapp, entbehrt jedoch nicht einer gewissen Poesie. Ein eindrucksvolles Buch über die Kraft der Hoffnung.

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