Sillitoe, Alan – Die Einsamkeit des Langstreckenläufers

Der siebzehnjährige Ich-Erzähler Smith ist ein Kleinkrimineller: Automaten knacken, Geschäfte überfallen und vor der „Polente“ wegrennen.
Doch jetzt läuft er jeden Morgen zwei Stunden durch die englische Landschaft, um für sein Jugendgefängnis einen Pokal zu gewinnen.
Die „Säcke“ (die Angestellten, der Direktor) sind plötzlich nett zu ihm, denn er kann das Renommee der Anstalt durch seine läuferischen Erfolge verbessern. So dreht er nun jeden Morgen seine Runde und hat während dieser Zeit, die Möglichkeit über sein Leben nachzudenken. Wie er mit seinem Kumpel Mike in die Bäckerei eingebrochen ist und das Geld mitgenommen hat, wie sein Vater gestorben ist und seine Blutflecken wochenlang nicht vom Fernseher gingen und wie die Familie „500 Eier“ von der Versicherung für den Tod des Vaters bekommen hat und anschließend eine kurze Zeit in relativem Reichtum leben konnte. Eines Tages jedoch ist es soweit: Der große Tag der Landesmeisterschaft ist gekommen und Smith soll für seine Anstalt den Cup holen. Alle wichtigen Damen und Herren glotzen ihn an, denn er soll den Sieg für sie erlaufen. Damit sie und der Direktor sich feiern lassen können, welch prächtigen Jungen sie unter ihren Fittichen haben. Smith ist durch das harte Training seinen Gegnern körperlich überlegen, aber er hat einen anderen Plan, um das Rennen für alle Zuschauer zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen.

„Man sollte sich um niemanden kümmern und seinen eigenen Weg gehen.“ – ist die Kernaussage dieses im Jugendjargon geschriebenen Klassikers der Protestliteratur. Der junge Smith erweist sich als wahrer Champion, denn er gewinnt etwas, was für ihn, den Jungen aus der Unterschicht, nur schwer zu gewinnen ist: den Respekt seiner Mitmenschen. Seit der deutschen Erstauflage 1967 läuft Smith in die Herzen und Köpfe der Leser.

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