Ford, Richard – Frank

Let Me Be Frank With You, so lautet der Titel der amerikanischen Originalausgabe dieses Buches. Und das stimmt tatsächlich, der Ich-Erzähler Frank Bascombe ist gnadenlos offen und ehrlich zu sich selbst und seiner Umgebung und beschreibt seine Erlebnisse in einer erfrischend klaren Sprache. Der Hurrikan Sandy hat gerade die Ostküste der USA heimgesucht und viele Menschen haben ihr Hab und Gut verloren. Bascombe, ein pensionierter Immobilienmakler, begegnet einem ehemaligen Kunden, dem er ein, jetzt durch den Hurrikan vollständig zerstörtes Haus, verkauft hat. Diese Begegnung mit dem kumpelhaften und etwas aufdringlichen ehemaligen Klienten ist eine wahre Pein für Bascombe. Doch mit einer gewissen Nonchalance und einigen aufmunternden Allgemeinplätzen übersteht Bascombe dieses für ihn so unangenehme Gespräch.
Zu Hause angekommen erwartet ihn sogleich die nächste Überraschung. Eine ältere Afro-Amerikanerin, die früher in seinem Haus gewohnt hat, möchte ihr ehemaliges Wohnhaus besichtigen. Bascombe willigt ein, wird aber dann zum Ohrenzeugen einer grausamen Beichte. Er erfährt, dass in seinem Haus einstmals zwei Menschen ermordet wurden. Durch rhetorisches Geschick und seinen stoischen Gleichmut, meistert Bascombe auch diese brenzlige Situation.
Doch es kommt noch dicker, seine kranke Ex-Frau, die wieder in seine Nähe gezogen ist, möchte sich mit ihm treffen. Frank trifft sich mit ihr, und wird dadurch abermals mit den persönlichen Dramen seines Lebens konfrontiert. Er muss sich bittere Vorwürfe wegen seines vermeintlich schlechten Charakters anhören, kann sich aber auch aus dieser Situation befreien. Schließlich gibt es jedoch kein Entkommen mehr. Ein todkranker ehemaliger Freund meldet sich und auf dem Sterbebett macht er Bascombe ein Geständnis, was seine Sicht auf seine Familie für immer verändern wird.

Richard Ford schreibt präzise, schnörkellos und humorvoll. Schwere Themen werden von ihm mit einer bewundernswerten Leichtigkeit beschrieben. Ihm gelingt das Kunststück, dem bei näherem Hinsehen nichts besonders netten, weil eher egoistischen und oberflächlichen Frank Bascombe sympathisch darzustellen. Sein wunderbar unaufgeregter und ironischer Schreibstil und die Verknüpfung von persönlichen Schicksalen mit gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen machen das Buch zu einem wahren Lesevergnügen.

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