Maupassant, Guy de – Pierre und Jean

Paris Ende des 19.Jahrhunderts: Die Brüder Pierre und Jean leben in einer ewigen Konkurrenzsituation. Der jüngere Jean arbeitet als Anwalt, während Pierre als Arzt praktiziert. Eines Tages erreicht die Eltern der Beiden eine traurige Botschaft, ihr alter Freund Marechal ist gestorben. Er hat keine direkten Nachkommen und vererbt sein ganzes Vermögen Jean, den er schon als Kind sehr gern mochte. Jean und seine Eltern freuen sich sehr über den unverhofften Geldsegen. Pierre ist verärgert, weil er nichts erbt. Er unternimmt aus Frust einen Streifzug durch diverse zwielichtige Lokalitäten. Dabei klagt er einem leichten Mädchen sein Leid. Die junge Frau deutet an, dass Jean Marechals Sohn ist und Pierres Mutter eine Affäre mit Marechal hatte. Pierre schockt diese Andeutung sehr. Er beginnt zu grübeln und nachzuforschen. Und es kommt ihm immer plausibler vor, dass seine Mutter seinen Vater einst betrogen hat. Er behält diese Vermutung für sich, aber wird seiner Mutter und der Familie gegenüber immer verschlossener. Pierre stellt, wie zufällig, ein Foto Marechals ins Wohnzimmer. Als seine Mutter dies entdeckt, gehen ihm aufgrund ihrer Reaktion die Augen endgültig auf, Jean muss Marechals Sohn sein, denkt Pierre jetzt. Der aufgebrachte Pierre brüllt Jean seine Entdeckung ins Gesicht, ohne zu merken, dass im Nebenzimmer ihre gemeinsame Mutter zuhört.

Pierres Gefühle stehen im Mittelpunkt dieses Meisterwerkes der Erzählkunst. Die zunehmende Verzweiflung, die steigende Wut und die wachsende Traurigkeit werden eindrucksvoll beschrieben.

Andere Rezensionen aus dieser Kategorie: